Klassische Networking-Typen oder Wie du selbst ein besserer Gesprächspartner wirst

Networking-Typen

In wenigen Wochen findet das nächste German Wedding Meetup in Köln statt und auch der nächste Hochzeitskongress ist schon angekündigt. Soni und ich haben es glücklicherweise geschafft, rechtzeitig 2 Karten für die Teilnahme zu ergattern. Aus meiner Sicht sind das Wertvollste, was du bei so einem Event mitnehmen kannst, die entstehenden Kontakte und Beziehungen.

Aber wie kannst du effektiv und sinnvoll netwerken? Wie gehst du am besten mit anderen Teilnehmern um und schaffst es, echte Verbindungen aufzubauen?

Um die Frage zu beantworten, wollen wir uns erst einmal die verschiedenen Netzwerk-Persönlichkeiten und deren Verhaltensmuster anschauen.

Der Egozentrische Egon vs. der Interessierte Ingo

Egozentrisch
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Der Egozentrische Egon erzählt immer nur von sich selbst.

Er ist der Meister im Visitenkarten rausgeben noch bevor er die anderen nach ihrem Namen gefragt hat. Den würde er sich auch sowieso nicht merken.

Er stellt keine Fragen und hat zu jedem Punkt eine eigene Story zu erzählen. Während sein Gegenüber spricht, überlegt er schon als nächstes, welche tolle Geschichte er von sich dazu erzählen kann.

Egon lässt auch gerne wichtige Namen im Gespräch fallen (Name-Dropping), um zu zeigen, wen er denn alles kennt. So beweist er wiederum, wie wichtig er ist.

Ihm geht es in erster Linie darum, dass andere ihn kennenlernen.

Typische Sätze vom Egozentrischen Egon:

  • “Ich mache X und Y”
  • “Als ich mit X (irgendjemand Wichtigem) zusammengearbeitet hab…”
  • “Mir ist da was Ähnliches passiert…” gefolgt von einer Geschichte, die oft nichts mit der ursprünglichen Story zu tun hatte.

So gehst du mit dem Egozentrischen Egon um:

  • Lobe ihn häufig und erkenne seine Leistungen an. Lass ihn sich wohl und geschätzt fühlen. Wichtig ist dabei, dass es echtes Lob und echte Anerkennung sein sollte.
  • Wenn er andere Personen aus der Gruppe nicht zu Wort kommen lässt, spreche diese direkt mit Fragen an, um das Gespräch auch in ihre Richtung zu lenken.

Im Gegensatz dazu geht der Interessierte Ingo voll auf dich ein. Er hört dir genau zu und stellt weitere Fragen. Er merkt sich, was du gesagt hast und baut diese Informationen auch in weitere und zukünftige Gespräche ein.

Netzwerken in der Hochzeitsbranche
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Wenn du von einem Problem erzählst oder eine Frage hast, geht in seinem Kopf sofort die Maschinerie los, wie er dir helfen kann. Er überlegt, ob er dich unterstützen kann oder ob er vielleicht jemand anderes kennt, der dir dabei behilflich sein kann.

Der Aufdringliche Augustin vs. die Höfliche Hannah

Aufdringlich
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Der Aufdringliche Augustin ist die Person, die dich mitten im Gespräch mit einer anderen Person unterbricht und ein völlig anderes Thema anfängt. Im Extremfall unterbricht er nicht nur im Gespräch, sondern mitten im Satz.

Typische Sätze vom Aufdringlichen Augustin:

  • “Ich wollte nur mal kurz fragen…”
  • “Darf ich schnell mal kurz unterbrechen?”

Die Höfliche Hannah dagegen stellt sich nicht selbst in den Vordergrund und akzeptiert, dass alle Teilnehmer das gleiche Recht auf Redezeit bei so einem Event haben. Wenn sie mit jemandem reden möchte, dann wartet sie einen passenden Moment ab, um in das Gespräch einzusteigen.

Ist der gewünschte Gesprächspartner in ein längeres Gespräch verwickelt, Hannah möchte aber die Aufmerksamkeit dieser Person, unterbricht sie nur kurz und bittet darum, ob man sich nicht später in einer ruhigen Minute unterhalten könnte.

Wurde diese Person von einem Aufdringlichen Augustin “belagert”, könnte sie dir für eine willkommene Unterbrechung sogar dankbar sein.

So gehst du mit dem Aufdringlichen Augustin um und stellst sicher, dass du selbst eine Höfliche Hannah bist:

  • Zuerst solltest du dich fragen, ob du nicht wirklich zu viel Zeit einer bestimmten Person für dich allein beanspruchst. Es ist völlig normal, dass nach einem Vortrag viele mit den Rednern sprechen wollen. Da ist es unangebracht, direkt danach ein 20-Minuten-Gespräch mit ihnen anzufangen.
  • Wenn du merkst, dass jemand mit deinem Gesprächspartner reden möchte, dann gib ihm die Möglichkeit. Involviere ihn in das Gespräch.
  • Unterbricht dich tatsächlich jemand mitten im Satz oder im Gespräch, dann sage freundlich, aber bestimmt, dass das unhöflich ist. Ist es sogar ein sehr persönliches Gespräch, dann weise den Aufdringlichen Augustin darauf hin und bitte ihn, doch später nochmal zu kommen, wenn das Gespräch beendet ist.

Die Schüchterne Shannon vs. die Kontaktfreudige Klara

Schüchtern
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Die Schüchterne Shannon ist sehr introvertiert und traut sich kaum, jemand Fremdes anzusprechen. Sie sitzt meist nur bei den Leuten, mit denen sie gekommen ist und die sie kennt.

Wenn Shannon angesprochen wird, antwortet sie nur sehr kurz und stellt selbst auch keine Rückfragen.

Am liebsten sind ihr Gespräche in größeren Gruppen, bei denen sie zuhören kann, ohne selbst groß aufzufallen. So kann sie die anderen kennenlernen, ohne selbst aktiv zu sein.

Typische Sätze von der Schüchternen Shannon:

  • Gibt es nicht wirklich. Sie hört ja lieber zu.

So gehst du mit der Schüchternen Shannon um:

  • Siehst du eine schüchterne Shannon herumsitzen oder -stehen, sprich sie einfach an. Vergewissere dich aber, dass das Ansprechen überhaupt erwünscht ist. Vielleicht ist es gar keine schüchterne Shannon, sondern sie möchte vielleicht einfach nur ein paar Minuten Ruhe.
  • Stelle ihr einfache, offene Fragen, die sie nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten kann.
  • Suche nach Gemeinsamkeiten. Durch Gemeinsamkeiten bauen sich schneller Beziehungen auf und helfen Shannon “aufzutauen”. Das können simple Sachen wie Sport, die Branche, das Alter, die regionale Herkunft, etc. sein.

Die Kontaktfreudige Klara ist im Idealfall auch eine Höfliche Hannah. Sie geht auf andere Leute zu, aber macht das in einer unaufdringlichen Art und Weise. Sie sucht sich auch gerne die Personen heraus, die selbst etwas schüchtern sind und spricht diese an.

Die Nutzenmaximierende Maxime vs. der Helfende Henry

Networking in der Hochzeitsbranche
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Die Nutzenmaximierende Maxime ist wie der Egozentrische Egon sehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Ihr geht es jedoch nicht um eine weitverbreitete Selbstpromotion, sondern sie sucht ständig nach dem Kontakt, der ihr am meisten Nutzen bringt.

Sie sucht sich bei Events immer gerne die Speaker und andere bekannte Persönlichkeiten heraus und versucht aktiv mit ihnen Kontakt aufzunehmen, um sich und ihr Produkt vorzustellen.

Ihr geht es primär darum, die Movers & Shakers kennenzulernen. In jedem Gespräch versucht sie schnell herauszufinden, wie die Person ihr nützlich sein kann. Gerät sie doch mal in ein Gespräch mit “dem niederen Fußvolk” sinkt das Interesse merklich und sie versucht sich so schnell wie möglich aus dem Gespräch zu verabschieden.

Typische Sätze von der Nutzenmaximierenden Maxime:

  • Welche Firma hast du?
  • Wie viele Mitarbeiter hast du? Wie viel Umsatz habt ihr gemacht?
  • Woher kennt man dich?
  • Kennst du [füge hier eine bekannte Person ein]?

So gehst du mit der Nutzenmaximierenden Maxime um:

  • Zuerst musst du entscheiden, ob du dich mit der Nutzenmaximierenden Maxime überhaupt abgeben möchtest. Sie hat oft nur ihren eigenen Vorteil im Sinn und ist selten ein guter Gesprächspartner.
  • Versuche selbst das Gespräch weg von dir und hin zur Nutzenmaximierenden Maxime zu lenken. Stelle ihr Fragen über sie selbst, gerne auch mehr Fragen zu ihr als Privatperson. Versuche das Gespräch zur Person hinter der Firma zu leiten.
  • Wenn du merkst, dass sie kein Interesse an einem Gespräch mit dir hat, weil du in ihren Augen nicht wichtig genug bist, mache es dir und ihr einfach und verabschiede dich höflich aus dem Gespräch.

Für ihn zählt mehr, wer du bist.

Der Helfende Henry ist das komplette Gegenteil der Nutzenmaximierenden Maxime. In einem Gespräch überlegt er sich, wie man sich gegenseitig voranbringen kann. Für ihn zählt mehr, wer du bist, nicht was du erreicht hast und wen du kennst. Er überlegt, welche andere Personen für dich interessant sein können und stellt euch gegenseitig vor.

Der Negative Neal vs. die Positive Paula

Negativ
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Der Negative Neal hat gerne an allem etwas herum zu meckern und gibt selten Komplimente. Sollte er doch mal etwas Positives sagen, folgt sofort das “Aber”.

Er nutzt Kritik, um sich selbst besser zu fühlen. Nichts ist gut genug und er selbst kann ja sowieso alles besser. Bei Events meckert er oft über alles, was ihm einfällt. Ein gefundenes Fressen sind dabei die Veranstalter und was sie alles hätten besser machen müssen. Ist das Thema ausgelutscht, dann lästert er über Kollegen und die Konkurrenz.

Ein echtes Interesse an den Gesprächspartnern hat er nicht wirklich. Er möchte sich einfach selbst durch Kritik besser darstehen lassen, da er denkt, sich dadurch als Experte zu positionieren. Denn er weiß ja alles besser.

Typische Sätze von dem Negativen Neal:

  • Letztes Jahr war es viel besser.
  • Für mich hat sich das hier gar nicht gelohnt. Wusste ich schon alles.
  • Das Essen schmeckt nicht – Das Wetter ist zu heiß/zu kalt – Die Stühle sind unbequem, etc.
  • Es ist eine Frechheit wie teuer das Event ist, obwohl…

So gehst du mit dem Negativen Neal um:

  • Finde heraus ob die Person gerade einfach nur schlecht drauf ist oder wirklich ein Negativer Neal ist.
  • Versuche an den negativen Punkten etwas positives zu sehen: “Die Stühle sind unbequem und für das Event völlig ungeeignet.” – “Das ist doch gut das die Stühle nicht so bequem sind. Dadurch bewegen sich die Leute mehr und es kommt mehr Dynamik in das Event”. Achte auf die Reaktion. Kommt die nächste Beschwerde, dann redest du höchstwahrscheinlich mit einem Negativen Neal.
  • Versuche das Thema auf ein schöneres, erfreulicheres Thema umzuleiten.
  • Wenn das alles nichts hilft, dann spreche ihn konkret darauf an, dass du keine Lust auf so ein negatives Gespräch hast. Nutze dazu z.B. die Technik von Tobias Beck und sage “Für dieses Gespräch stehe ich nicht zur Verfügung” und verabschiede dich höflich aus dem Gespräch.

Sei positiv!

Die Positive Paula versucht in allem das Gute zu sehen. Sie lobt dich und andere für die Dinge, die gut sind und gibt konstruktive Kritik, wenn sie denkt, dass es angebracht und auch hilfreich ist.

Wenn du selbst in Gefahr kommst, wie ein Negative Neal zu klingen, erinnert Paula dich an die guten Dinge im Leben und erheitert mit ihrer Art das ganze Gespräch. Durch ihre positive Art zieht sie Leute an, denn ihre Positivität strahlt auch auf andere aus.

Hochzeitsbranchentreffen
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Selbstreflexion: Wie werde ich der perfekte Gesprächspartner?

Diese Persönlichkeiten stellen die Extrembeispiele von Personen dar, die man auf einem Kongress trifft. Und jeder hat einen Teil dieser Persönlichkeiten in sich.

Während dem Schreiben ist mir aufgefallen, dass ich selbst sehr viel vom Negative Neal und manchmal auch vom Egozentrischen Egon in mir habe. Um ehrlich zu sein hatte ich sogar in einem ersten Entwurf des Textes nur die 5 negativen Charaktere aufgeschrieben.

Wichtig ist, dass du dir dessen bewusst bist und aktiv daran arbeitest ein besserer Networker zu werden. Als Nebeneffekt wirst du auch ein besserer Freund, Geschäftspartner, Bruder/Schwester, Vater/Mutter, Tochter/Sohn, schlicht gesagt ein besserer Mensch.

Hochzeitsbranche Networking
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Und das wollen wollen wir doch alle auf solchen Events: Menschen kennenlernen. Die Wenigsten gehen zu einem Event mit dem Hintergedanken: “Ich will nur die besten Hochzeitsplaner oder die besten Hochzeitsfotografen treffen”.

Ich zumindest möchte gerne lieber die Person, die es geschafft hat, ein super [WasAuchImmer] zu werden.

Dieses WasAuchImmer kann alles mögliche sein und muss sich nicht unbedingt auf die berufliche oder unternehmerische Leistung beziehen. Es kann auch ein super Witzeerzähler sein, jemand der herausgefunden hat Arbeit und Familie gut unter einen Hut zu bekommen oder manchmal auch jemand, der einfach gut zuhört und tolle Fragen stellt.

Neben dem Beruflichen, ist es ja auch immer interessant Persönliches zu erfahren – so merkt man oft viel schneller, wenn man auf einer Wellenlänge liegt.

Und wenn ich ganz ehrlich bin, die besten Gespräche hatte ich meistens dann, wenn ich nicht wusste, wie erfolgreich jemand ist oder auch nicht ist. Und das sollte auch zweitrangig sein.

Der Tipp der Selbstreflexion kann jedem helfen ein besserer Gesprächspartner zu werden – ganz nach dem Motto “Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung”.

Für die Schüchterne Shannon können außerdem folgende Vorbereitungstipps helfen.

Mach es dir so leicht wie möglich: Gehe zu den Vortreffen; connecte mit den Teilnehmern des Events schon vorher über Facebook, XING oder auch einfach per E-Mail.

Es ist meist leichter in kleinerem Kreis Beziehungen aufzubauen und jemanden anzusprechen, mit dem man schon vorher Kontakte hatte. Und vergiss nicht:

“Life begins at the end of your comfort zone.” Neale Donald Walsch

Hochzeitskongress Raffael Schulz
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Echte persönliche Wertschätzung: Mein kleiner Aha-Moment

Beim Hochzeitskongress hatte ich selbst eine Erfahrung, die mir wieder klargemacht hat, wie wichtig die Kleinigkeiten sind und wie viele Formen Netzwerken denn annehmen kann.

Die Moderatorin Kerrin Wiesener sprach mich an, als ich eine Tasse wegräumte, die im Weg herumstand: “Vielen Dank, Raffael”.

Was daran so besonders ist?

Ich kannte Kerrin vorher noch nicht (und sie mich wahrscheinlich auch nicht). Klar, ich habe bei ein paar Vorträgen Fragen gestellt und dabei meinen Namen genannt, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich mir die Namen der anderen Fragenden nicht gemerkt.

Kerrin hat sich meinen Namen gemerkt. Und das hat gewirkt. Auf einmal fühlte ich mich nicht nur als Teilnehmer des Events, sondern als Teil des Events. So etwas Simples und Einfaches wie “Die Moderatorin hat sich meinen Namen gemerkt” kann da Wunder wirken.

Wie sieht es mit dir aus? Bist du selbst auch einer der 5 typischen Networker? Hast du auch Erfahrungen mit diesen 5 Typen gemacht?


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