Warum eine Preiserhöhung nur der erste Schritt ist…

“Du musst deine Preise erhöhen!”. Wer mindestens einem Business Coach in der Branche folgt, der wird die Empfehlung sicher schon gehört haben. Es gibt sogar spezielle Kurse dazu, wie z.B. die DJ Preise Masterclass von Mike Hoffmann (seine Kurse sind immer zu empfehlen!).

Und meistens stimmt das auch. Aber ein kleiner Teil vergisst, dass die Preiserhöhung nur der erste Schritt ist.

Für 80% der Dienstleister da draußen ist dieser Artikel unnötig, weil sie immer alles tun, um besser zu werden und den bestmöglichen Service zu bieten. Es gibt aber auch noch die anderen 20%, die das hier lesen müssen, weil es leider zu wenig gesagt wird. Entscheide selbst, zu welcher Gruppe du gehörst.


Die Wahrheit über Preiserhöhungen

Der Gedanke hinter der Preiserhöhung ist einfach: Höhere Preise ziehen Kunden mit mehr Budget an. Kunden mit höherem Budget sind erfahrungsgemäß weniger stressig und natürlich verdienst du auch mehr. Preiserhöhungen sind also doppelt sinnvoll. Und ja, viele Dienstleister zögern zu lange, ihre Preise an ihr gestiegenes Level anzupassen. Daher das ständige Predigen, die Preise nach oben zu schrauben.

Ich möchte aber hiermit ein Gegenplädoyer machen, inspiriert von einem Gespräch mit einem Fotografen, der mir folgende Situationen schilderte:

Er fotografiert eine Trauung. Nach wenigen Minuten ist der Akku leer. Die beiden Ersatzakkus geben auch jeweils nach wenigen Minuten den Geist auf. Er hat die gesamte Trauung so getan als fotografiere er, damit das Brautpaar es nicht merkt. Es gibt keine Bilder vom Kuss, auch nicht vom Ringtausch. Anscheinend hat das Paar es nicht gemerkt oder zumindest sich nicht beschwert.

Nächste Situation: Er hatte zwei Hochzeiten am gleichen Tag und war danach noch mit der Kamera privat unterwegs. Alle Fotos beider Hochzeiten auf den Speicherkarten der Kamera, die er dann versehentlich auf einer Bank hat liegen lassen. 30 Minuten später ist es ihm aufgefallen, dass die Kamera fehlt. Zum Glück war sie noch da. Falls nicht, hätten zwei Brautpaare keine Fotos ihrer Trauung.

Würden wir hier über einen Hobbyfotografen für 300€ pro Trauung sprechen, würde ich genau das als Beispiel nehmen, warum Brautpaare Profis engagieren sollten. Dieser Fotograf verlangt 2500€ für eine Hochzeitsreportage. Es gibt keine Ersatzkamera und Qualitätsakkus will er nicht kaufen, weil ihm die zu teuer sind. Wie kann ich so einen Fotografen empfehlen?

Hier nun meine Meinung: Wenn du im Hochzeitsumfeld arbeiten möchtest und von den höheren Preisen profitieren willst, dann musst du auch die Qualität abliefern.


Was gehört zu höheren Preisen?

Die Realität ist, dass Kunden, die bereit sind, mehr zu zahlen, auch höhere Erwartungen haben. Sie erwarten einen besseren, personalisierten Service, sie erwarten Pünktlichkeit, sie erwarten Professionalität.

Dazu gehört:

  1. Angemessenes, professionelles Equipment und Redundanzen: Beim Fotograf sind das die Kameras, Akkus und Speicherkarten. Bei der Location ist das natürlich die Räumlichkeit selbst, aber auch das Mobiliar, die Ausstattung der Küche und die Technik. Bei Hochzeitstorten sind das u.a. die Zutaten.
  2. Professionelles Auftreten: Bist du an der Hochzeit selbst anwesend, sei angemessen gekleidet und verhalte dich passend zum Anlass. Verstehe, dass du nicht der einzige Dienstleister bist und arbeite gut mit den anderen zusammen.
  3. Zuverlässigkeit: Immer pünktlich und vorbereitet sein. Du musst sicherstellen, dass du alle erforderlichen Materialien und Geräte dabei hast und bereit bist, den Service so zu erbringen, wie das Paar das erwartet.
  4. Verständliche, klare Kommunikation mit dem Brautpaar und anderen Beteiligten: Damit meine ich deine E-Mails, Whatsapp Nachrichten oder auch direkte Kommunikation. Jeder sollte immer ein klares Verständnis davon haben, was die nächsten Schritte sind und was vereinbart wurde. Mache es den Paaren so einfach, deine Leistung in Anspruch zu nehmen, damit sie gar nicht merken, was alles dahintersteckt.

Sicherheit und “Peace of Mind” sind Teil der Servicequalität

Kunden zahlen auch mehr Geld, weil mehr Sicherheit erwartet wird. Sicherheit, dass an dem Tag alles gut geht. Denn die Hochzeit lässt sich nicht wiederholen, wenn etwas schief geht.

Gib deinen Kunden Sicherheit. Je nachdem, in welcher Branche du tätig bist, kann das unterschiedliche Dinge bedeuten:

  • Sorge für Ersatz im Krankheitsfall. Egal wie hart im Nehmen du bist, es kann immer zu einem Ausfall kommen. Baue ein Netzwerk auf, auf das du im Notfall zurückgreifen kannst.
  • Habe eine Backup Strategie für deine Daten. Das gilt besonders für Videografen und Fotografen!
  • Verspreche nur, was du halten kannst. Wurden bestimmte Blumen oder ein bestimmtes Essen gebucht, achte darauf, dass du dies auch wirklich liefern kannst, selbst wenn es Lieferschwierigkeiten gibt.
  • Überlege, welche angrenzenden Dienstleistungen dich betreffen könnten. Du bist DJ und die Technik wird von der Location gestellt oder von einem anderen Dienstleister? Kümmere dich rechtzeitig darum, alles zu prüfen. Was machst du, wenn dich ein anderer Dienstleister hängen lässt?
  • Sicherheit der Anwesenden ist auch ein wichtiger Aspekt. Du musst sicherstellen, dass deine Geräte sicher und in einwandfreiem Zustand sind und dass du alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen triffst, um Unfälle oder Probleme zu vermeiden.

Eine positive Anekdote, wie man mit dem Thema Sicherheit umgehen kann. Vor längerer Zeit erzählte mir der Hochzeitsfotograf Paul Träger, dass er regelmäßig während der Trauung/Feier die Speicherkarten aus der Kamera nimmt und in ein Bauchtäschchen ablegt. So möchte er sicherstellen, dass die Bilder sicher sind. Auch wenn die Kamera geklaut wird.


Nicht zuletzt: Biete angemessene Qualität

Deine Dienstleistungen sollten von hoher Qualität sein und den Erwartungen deiner Kunden entsprechen. Du solltest immer daran arbeiten, die Qualität deiner Dienstleistungen zu verbessern und sicherzustellen, dass du immer das Beste aus deiner Arbeit heraus holst.

In vielen Bereichen ist Qualität der Leistung schwer einzuschätzen. Lass deine Arbeit daher von Kollegen aus der Branche einschätzen. Hol dir Feedback ein und bitte um konstruktive Kritik. Manche Freien Redner lassen andere Redner hospitieren. Oder gehe als Second Shooter bei einem anderen Fotografen mit. Suche Wege und Möglichkeiten, wie du von erfahrenen aus der Branche lernen kannst.

“Kann denn ein Blinder einen Blinden führen?”

Erfahrene Dienstleister in der Branche können dir auch helfen, deine eigene Leistung einzuschätzen. Ganz wichtig dabei: Höre auf diejenigen, die dort sind, wo du hin möchtest. Es bringt dir als Anfänger nichts, wenn du dich von anderen Anfängern beurteilen lässt.


Nach der Buchung ist vor der Buchung

Am Ende auch ist eine professionelle Nacharbeit unerlässlich. Eine gute Nacharbeit zeigt, dass du Wert auf deine Arbeit legst und bereit bist, das Extra zu gehen, um deinen Kunden zufriedenzustellen. Manche meinen, Hochzeiten sind ja ein Einmalgeschäft. Daher wird das gerne vernachlässigt.
Abgesehen davon, dass Empfehlungen in der Branche eine der günstigsten Marketingmaßnahmen sind, gehört es für einen guten Service auch dazu, die Buchung gut nachzuarbeiten. Kleine Aufmerksamkeiten, die außerhalb des vertraglich Vereinbarten liegen, können Wunder bewirken, wenn es um das Thema Weiterempfehlung oder Bewertungen geht:

  • Bedanke dich für die gute Zusammenarbeit.
  • Hast du auf der Hochzeit etwas Besonderes erlebt oder es gab etwas Ausgefallenes? Sage es deinem Brautpaar. Gib ihnen auch im Nachhinein das Gefühl, dass ihre Hochzeit etwas Besonderes war.
  • Gratuliere zum Hochzeitstag.
  • Wurde deine Leistung auf dieser Hochzeit irgendwo veröffentlicht z.B. in einem Hochzeitsblog oder -magazin, weise sie darauf hin.

Und nun?

Die Preiserhöhung in der Hochzeitsbranche ist ein viel diskutiertes Thema. Jeder will es hinbekommen. Während eine Preiserhöhung definitiv zu höheren Einnahmen führen kann, ist es wichtig zu verstehen, dass sie auch eine Verbesserung des Servicelevels erfordert. Ohne diese Verbesserungen kann eine Preiserhöhung zu Unzufriedenheit bei den Kunden und potenziell zu Geschäftseinbußen führen.

Als Hochzeitsdienstleister musst du bereit sein, in deinen Service zu investieren und ständig nach Wegen zu suchen, ihn zu verbessern. Nur so kannst du sicherstellen, dass du den Erwartungen deiner Kunden gerecht wirst und dein Geschäft erfolgreich wächst.

Also sei mutig, stelle die richtigen Fragen und arbeite kontinuierlich an der Verbesserung deiner Dienstleistungen. Der Erfolg wird dir Recht geben.

5 Kommentare zu „Warum eine Preiserhöhung nur der erste Schritt ist…“

  1. Raffael, danke für die zahlreichen Impulse, Hinweise und Gedanken zum Thema „Entspricht meine Arbeit als Hochzeitsdienstleister ihrem Preis“.
    In meinen 25 Jahren als Hochzeitsfotograf habe ich nun schon so Einiges erlebt – hier zwei für mich nachhaltig denkwürdige Ereignisse zum Thema „Preis – Wert“:
    1) Das Brautpaar hatte für seine kirchliche Trauung eine (nicht öffentlich bekannte) Sängerin engagiert, die während der Zeremonie zwei klassische Lieder sang, „unplugged“, ohne Lautsprecher, ohne Instrumente. Ihre Stimme erfüllte die ganze Kirche – und ihr Gesang war so bewegend, dass nach dem letzten Ton jeweils für einen langen Moment absolute Stille herrschte. Als sich der Pfarrer am Ende bei ihr bedankte, gab es „Standing Ovations“, bei denen viele Gäste Tränen in den Augen hatten. Später verrieten mir die Brautleute, dass sie für die beiden Lieder 1400,00€ bezahlt hatten.
    2) Bei einer freien Trauung hatten alle Gäste schon längst Platz genommen, Braut und Brautvater standen bereits eine geraume Weile in Erwartung ihres Einzugs. Mit 20 Minuten Verspätung begann der Trauredner, der angeblich im Stau gestanden hatte, seine Arbeit. Alle waren sichtlich genervt, man hörte sogar das eine oder andere „Buh“ im Publikum… Der Redner schaffte es aber mit Charme und Humor, eine fröhliche und leichte Atmosphäre zu schaffen – und es dauerte keine 5 Minuten, bis jeglicher Unmut bei den Anwesenden verflogen war. Am Ende erhoben sich die Gäste von den Stühlen, um lange für ihn zu klatschen, nicht wenige bedankten sich persönlich bei ihm. Die von ihm gestaltete Zeremonie dauerte ca 60 Minuten, auch hier durfte ich das Honorar erfahren: 2600,00€.
    Für mich waren das seinerzeit wichtige Anstöße, den Geldwert meiner eigenen Arbeit anders wertzuschätzen – und dann den Mut zu haben, meine Preise erstmalig seit Anbeginn meiner Tätigkeit zu erhöhen. Dies letztendlich wirklich zu tun, basierte aber nicht nur auf diesen Erlebnissen, sie waren lediglich der entscheidende Impuls: Denn schon häufiger hatten mich (Fotografen-)Freunde auf meine „viel zu geringen Preise“ angesprochen. last but not least: Kunden hatten mich immer öfter im Vorgespräch und nach Erhalt der Fotos auf die (häufig exorbitanten) Preise meiner Mitbewerber aufmerksam gemacht – nach dem Motto: „Schau´dir mal deren (mittelmäßige) Fotos und dann die Preise an“.
    Es gibt genug Hochzeitsdienstleister, die zu Top Preisen nur Mittelmäßiges – und diejenigen, die zu fairen „bezahlbaren“ Preisen Top Ergebnisse liefern. Letztendlich gilt aber nur Eines: bedingungslose ist Qualität der einzig ausschlaggebende Faktor, das Honorar zweitrangig. Daher mein Tipp an alle zukünftigen Brautpaare auf der Suche nach passenden Dienstleistern: ZUERST in RUHE die QUALITÄT beurteilen (Rezensionen lesen, Produkte + Arbeitsproben ansehen, Gepräche führen) – und erst im zweiten Schritt die Preise anschauen! Lieber bei hohen Preisen (und hoher Qualität) einen kleineres Paket buchen – anstatt für einen niedrigen Preis das große Paket ordern (und dann mäßige Ergebnisse erhalten).
    Wenn ich beim Erstkontakt frage, was ausschlaggebend für das Interesse ist, erhalte ich immer die Antwort: „Dein Angebot und die Preise passen einfach zusammen“. So soll es sein.
    In diesem Sinne!
    Viele Grüße, Wil Hangebrauck

  2. Meine Meinung nach, der Artikel den Punkt verfehlt, dass die Preisgestaltung dem Markt entsprechen sollte. Und in diesem Aspekt würde ein Vergleich mit anderen Fotografen sehr hilfreich sein. Allerdings bevorzugen die meisten, die Preise nicht zu veröffentlichen. Ich finde es merkwürdig, wenn Fotografen die Preise nicht offen anzeigen.

  3. Sehr guter Artikel, kann ich nur bestätigen. In meiner langjährigen Erfahrung als Feuerkünstler habe ich gelernt, dass Qualität und Professionalität immer an erster Stelle stehen sollten. Preisgestaltung ist wichtig, aber sie sollte in Einklang mit dem gebotenen Wert und der Kundenerwartung stehen. Kunden sollten verstehen, dass höhere Preise nicht nur für die Show selbst, sondern für das gesamte Erlebnis und die Sicherheit stehen. Dieser Artikel betont diese wichtige Botschaft treffend.

  4. Der Artikel gefällt mir sehr. Sachlich, durchaus differenziert und ohne diskreditierenden Unterton.
    Allerdings scheint es generell momentan in eine gegenläufige Bewegung zu rutschen – höhere Preise bei verminderter Qualität. Da ist dann halt einfach weniger drin in der Packung.
    Wir Fotografen und Dienstleister geben uns ja den Wert weitestgehend selbst, weil wir kein Produkt verkaufen, sondern ein bisschen uns selber. Und Kunden, die sich nicht als König betrachten, sondern als Vertragspartner sind die angenehmsten überhaupt für mich. Das läuft einfach wertschätzend und vertrauensvoll. Da gibt’s zum Schluss auch gern ein “Grußl” extra. Nun ja, nicht immer kommt ein Danke zurück.
    Was will ich mit all dem sagen? Es ist sehr vielschichtig und durchaus individuell.

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